Freitag, 23. März 2018

Wenn das Herz für einen Moment stehen bleibt

Meine bisherigen Löwenbegegnungen in freier Wildbahn waren meist recht unspektakulär. Meistens lag ein einzelner Löwe in weiter Ferne irgendwo herum und faulenzte.

Gestern habe ich einen Löwenbegegnungen wie aus dem Buch gehabt. Aufregend, spannend, zugleich unglaublich traurig und makaber, einfach bittersüß.

Nachdem wir den Vormittag auf Grund von nicht enden wollendem Regen im Camp verbracht haben, geht es jetzt wieder raus. Es ist vier Uhr nachmittags. Carl ist Guide und alle wollen nach fast zwei Wochen endlich einen Löwen sehen. Wir fahren ziemlich weit raus, denn wir haben die Info bekommen, dass eine Löwin mit ihren 5 fast erwachsenen Jungen irgendwo hockt und speist.

Nach über einer Stunde Fahrt kommen wir dem Geschehen näher. Man sieht schon von weitem Geier die auf Ästen sitzen und wir wissen genau, dass wir jetzt gleich Löwen sehen werden.
Wir fahren weiter und entdecken sie endlich.
Mitten im Busch liegen vier vollgefressene Löwen und rollen sich von einer auf die nächste Seite und verdauen ihre Mahlzeit. Die anderen beiden hängen noch genüsslich über der kleinen Giraffe.
Am Fell erkennen wir, dass es eine Giraffe ist und an den noch sehr kleinen Knochen können wir abzeichnen, dass sie noch sehr jung gewesen sein muss. Wir sitzen da, sind begeistert von der Atmosphäre hören die Knochen knacken und die Löwen murmeln.
Aufeinmal nähert sich ein Tier, ein großes Tier. Es ist eine ausgewachsene weiblich Giraffe. Wir vermuten es ist die Mutter der grade verspeisten Giraffe, die nach ihrem Nachwuchs schauen will. Sie nähert sich vorsichtig aber gewissenhaft. Die Löwen bekommen das natürlich sofort mit und werden aufmerksam. Sie stehen auf und fixieren die Giraffe.
Es sieht aus als würde sie erkennen was mit ihrem Jungtiere passiert ist, schaut noch ein letztes Mal - herzergreifend - und lässt sich dann von den Löwen vertreiben. Sie galoppiert davon, während am Himmel vier Geier kreisen. Ein schaurig schöner Anblick.

Alle Löwen sind aus ihrem Fresskoma erwacht und fangen nun an sich um die letzten Stücke zu streiten. Nicht weit entfernt sitzen zwei Geier auf einem abgestorbenem Baum und beobachten das Ganze. Wir entfernen uns langsam von dem Szenario, aber ich frage mich ob für die Geier wohl noch etwas übrig geblieben ist.

Noch nicht genug von Löwen?
Es geht noch weiter.
Wir fahren zum sogenannten Croc dam um dort eine Pause zu machen (haben wir schon öfter gemacht, wunderschöner Damm in dem Krokodile und Hippos leben).
Wir müssen plötzlich stoppen, denn links auf der Straße liegt ein riesiger männlich Löwe. Er ist unglaublich groß und wir müssen an ihm vorbei. An eine Pause am Damm ist nicht mehr zu denken.
Dieses Tier ist beeindruckend groß und verdammt nah, sowie die anderen Löwen auch, trennen uns nur wenige Meter voneinander. Wir nähern uns dem Tier vorsichtig. Irgendwann steht er auf, wir bleiben sofort stehen und machen das Auto aus. Einen offenen Safari Wagen und ich sitze natürlich links vorne. Der Löwe kommt direkt auf uns zu. Fixiert mich mit seinem Blick, mein Herz bleibt einen Moment stehen und ich vergesse zu atmen. Er zieht langsam an mir vorbei. Wenn ich meine Hand ausstrecken würde könnte ich ihn berühren. Alle auf der linken Seite werden kurz fixiert und dann schlendert er gemütlich an uns vorbei.

Er hat kaum das Auto passiert, da fängt er laut an zu brüllen. Ich kann das Gefühl kaum beschreiben. Die Hippos im Wasser werden auch ungeduldig und fangen an Laute von sich zu geben.

Der Löwe schlendert brüllend in den Sonnenuntergang.
Ein unglaubliches Erlebnis.
Was für ein toller Game Drive. Mir gefriert jetzt noch das Blut wenn ich daran denke.

Bis ganz bald und den besten Grüßen aus dem Busch
Anni

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